3. Schulwoche

3. Schulwoche, 16. bis 20 Mai

Ein tolles Wochenende liegt hinter uns. Am Samstag schippern wir mit der Fähre nach Devonport, einem schönen alten Stadtteil gleich gegenüber Auckland Downtown. Wieder lacht die Sonne und wir machen begeistert Fotos von der Skyline der Stadt, Mittelpunkt natürlich immer der Skytower, das Wahrzeichen der Stadt. Devonport erinnert ein bisschen an Ascona. Ein schmucker Ort am Wasser, viele alte wunderbare Villen säumen die Strandpromenade. Unser Spaziergang führt uns den historischen Bauten nach. Wir bewundern die gepflegten Häuser und Gärten. Auf dem Rückweg entdecken wir einen super schönen Wollladen und decken uns gleich mit Wolle ein. Schliesslich können wir am Abend nicht immer nur lernen. Die Gespräche mit der Familie ist für mich praktisches Lernen und erst noch amüsant dazu.
Gegen 17.00 Uhr haben wir sozusagen ein Blinddate mit Marianne. Wir kennen sie nur über Mailkontakt und sind sehr gespannt, wer uns da abholen kommt. Wir sind nämlich zum Znacht eingeladen. Die Schweizer Familie lebt schon seit 18 Jahren in Auckland und heisst uns sehr herzlich willkommen. Wir fühlen uns gleich wohl und werden köstlich bewirtet. Es gibt selbst gefangen Snapper von Röbi und seinem Sohn, Kartoffelstock und verschiedene Gemüse, mhh. Der Dessert, den Nadine gemacht hat ist ganz köstlich, knusprig überbackene Feijoas. Diese Frucht kennen wir in der Schweiz nicht, da sie nicht exportiert werden kann. Sie ist schnell überreif und würde den Transport nach Europa nicht überstehen. Feijoas (sie stammen ursprünglich aus Südamerika) haben etwa die gleiche Grösse wie Kiwis, ihre Schale ist glatt und grün. Wir bekommen noch einige reife Früchte zum Probieren, schneiden sie gleich wie Kiwis auseinander und löffeln sie aus. Der Geschmack ist eine Mischung von Birne und Zitrone, sehr aromatisch und schmeckt uns wunderbar. Der Abend ist sehr amüsant, lehr- und aufschlussreich. Sie berichten über das Leben in NZ und erzählen von ihrer Arbeit an der Universität und im Schulwesen. Marianne unterrichtet als Teachers Aid in einer Primary School die fremdsprachigen Kinder. Ja das gibt es hier auch. Es sind hauptsächlich Kinder asiatischer Herkunft. Sie berichtet von den gleichen Beobachtungen wie wir sie im Unterricht und in der Zusammenarbeit mit den Eltern machen.
Am Sonntag heisst es früh aufstehen. Um 9.00 Uhr legt die Fähre nach Tiri ab. So nehmen wir den ersten Bus und treffen am Hafen auf einige andere Studenten. Wieder können wir tolles Wetter und zum Glück eine ruhige Überfahrt geniessen. Tiri ist ca. 45 Min. Von Auckland entfernt und ist ein Vogelreservat. Hier wird vor allem gewandert. Bevor es aber los gehen kann werden wir von einem Guide instruiert, dass wir nichts mitnehmen dürfen von der Insel ausser unserem eigenen Abfall und die Wege auf keinen Fall verlassen sollen. Die Natur soll hier möglichst intakt bleiben. So machen wir uns schulreisemässig auf den Weg. Wir entscheiden uns für den längeren Track, 4 bis 5 Std und alle anderen schliessen sich uns an. Erstaunlich, wie die Wanderwege hier angelegt wurden, mit Wegen dem Strand nach, Holzstege durch den Urwald, Trampelpfade durch Flachsfelder und immer wieder zeigt sich uns das Meer. Ich geniesse die Natur und die Bewegung sehr. Auch ist es interessant und amüsant, sich mit den Mitstudenten auszutauschen. Ausser ein Russe sind alles Schweizer. Am Mittag kommen wir in einen gewaltigen Regenguss, innerhalb kürzester Zeit sind wir patschnass. Wir haben kaum Zeit, die Regenausrüstung anzuziehen. Bis wir angezogen sind, hat sich das Wetter schon wieder beruhigt. Am Ziel angekommen haben wir noch etwas Zeit, die wir in einem Aufenthaltsraum verbringen. Es wird gepicknickt und sogar gejasst. Die frische Luft hat gut getan und am Abend rüste ich erneut die Schulsachen für eine neue Woche.
Sie beginnt in der Morning Class, da am Vormittag das Learning Center wegen der neuen Studenten geschlossen bleibt. Wir berichten vom Wochenende und man höre und staune, alle sind pünktlich an ihren Plätzen. Wie lange das wohl anhält? Das Social Programme wird auch wieder vorgestellt und ich entscheide mich fürs Bowling am Donnerstag.
Ich habe mir ein sehr handliches Die „Zutaten“dafür finde ich im 3$ Shop. Wir lernen viele neue Personal-Adjektive, um Menschen zu beschreiben kennen. Am Freitag gibts einen kleinen Test. Ich komme auch immer wieder mit der Grammatik in Konflikt, aber ich stehe nicht mehr auf Kriegsfuss mit ihr. Schon so einiges ist mir jetzt klarer und verständlicher. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Grammatikalisches recherchiere in den Learning Center Zeiten. Schon die eine und andere Erkenntnis habe ich erlebt und  freue mich sehr an den kleinen Lernerfolgen. Wieder nehme ich an den Konverstionsstunden teil und wir sprechen über Haustiere. Leider sind die Runden klein, da am Morgen nicht so viele Studenten an der Computern arbeiten. Aber so kommen wir zum Sprechen und Austauschen.
Am Mittwoch besuchen wir die Balmoral School und bekommen Einblick in ein Schulzimmer einer 3. Klasse. Wir berichten dort aus der Schweiz und Griechenland. Die Kinder sind sehr ruhig, haben viele Fragen und unterstützen uns sehr, wenn wir nach Worten oder bestimmten Ausdrücken suchen. Es ist eine wertvolle Erfahrung, hier vor einer Klasse zu stehen. Eigentlich unser tägliches Brot aber nicht in unserer Muttersprache. Die Lektion bereiten wir in der Schule vor.
Ich gewöhne mir an, nur in Englisch zu googlen, Artikel zu lesen oder Grammatikerklärungen zu studieren. Auch begegne ich vielen anderen Studenten, mit denen ich nur in der englischen Sprache kommunizieren kann. In unserer Klasse lerne ich eine Japanerin kennen, die Malerin ist und  kranken Menschen und auch Kindern aus Kambodscha und Vietnam Maltherapie anbietet. Sehr interessante Gespräche entwickeln sich. Auch diskutiere ich mit einer Studentin aus Pakistan. Sie hat oft Heimweh und klagt auch darüber. Ihre Kultur ist so anders als die Unsere. So erklärt sie mir, dass sie aus religiösen Gründen ihr Gesicht verhüllt. Sie hat wunderschöne braune Augen und ich bin sehr neugierig, was sich wohl unter dem Schleier für ein Gesicht versteckt. Ich versuche das zu äussern und erfahre, dass sie mir ihr Gesicht gerne zeigt, einfach nur in einem Raum, in dem keine Männer sind oder Einblick haben. Leider schaffen wir es diese Woche nicht und ich hoffe auf einen anderen geeigneten Zeitpunkt. Ich bin jeweils ganz fasziniert, was ich alles von den verschiedenen Mitstudenten erfahre oder beobachte. Han aus Korea  Haustiere und bekommen Ausschnitte von bekannten Tierbildern wie Lassie, Donald Duck, dem Esel aus Shrek, Nemo, Camel, Garfield usw. Kaum zu glauben, er kennt kein eiziges Bild. Er habe Donald Duck noch nie gesehen und wisse nicht, wer das sei. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich denke sehr oft über solche Erfahrungen und Beobachtungen nach. Wie wenig wir doch eigentlich über die Menschen dieser Welt wissen.
Am Donnerstag nach dem Learning Center treffen wir uns zum Bowling. Die Aktivitäten werden immer von Lehrkräften organisiert und auch begleitet. So steigen ca. 30 Studenten und 2 Lehrkräfte in den Bus Richtung Newmarket, einem Stadtteil, der vorallem wegen seinen Schuhgeschäften bekannt ist. Leider habe ich keine Zeit zum Schuhe bewundern, das Spiel beginnt schon bald. Die Gruppen stehen und es kann los gehen. Es wird ein amüsanter Abend und nach zwei Spielen geht es auf den Heimweg.
Am Freitag verlassen wir die Schule jeweils etwas früher als an den anderen Werktagen. Zum Teil sind wir vom Morgen um 9.00 Uhr bis um 17.00 Uhr, mit Unterbruch von einer Stunde Mittagszeit in der Schule. Ist das Wetter sonnig und warm, lernen wir eine Weile im Park, lesen unsere Penguin Hefte (der Wortschatz hat sich schon vergrössert) oder lernen Vokabular. Ich fasse oft zusammen, was im Unterricht Thema war. Ja und so geht wieder eine intensive Woche zu Ende.
Der krönende Abschluss macht das Rugby Spiel zwischen der Auckland Mannschaft „Blue“ und der Südafrikanischen Mannschaft „Stromers“ im Eden Park Stadion. Mein Hostfather lädt mich dazu ein. Das Stadion fasst ca. 60000 Zuschauer, heute sind „nur“ ca. 20000 Fans hier. Beim Eintreten ins Stadion bin ich über die Grösse überwältigt. Aus allen Richtungen schwärmen die Fans, im Gesicht bemalt und mit Shirts und Fahnen ausgerüstet. Cheerleaders sind am tanzen und bald gehts schon los. Die Spieler laufen ein und ein Pfeifkonzert ist zu hören. Der Anpfiff tönt und schon sehe ich den ersten Menschenknäuel auf dem Rasen. Wo ist denn hier der Ball? Immer wieder bin ich fasziniert von diesem Gewühle auf dem Spielfeld und wenn ich dem Ball nachschauen möchte ist der schon an einem ganz anderen Ort als ich ihn zu Letzt gesehen habe. Die Spieler sind sehr kräftige muskulöse und grossgewachsene Männer. Der Sport ist ziemlich rau, denn die Spieler stossen sich, springen aufeinander los, einer legt sich auf den Anderen, bis ein richtiges Durcheinander entsteht. Aber die bränzligen Situationen erkenne ich und merke zum Glück auch, wenn es Punkte zu verzeichnen gibt. Die Ball, der einer Zwetschge ähnelt fliegt jeweils sehr hoch durch die Luft. Kommt er hinter der jeweiligen Linie zu Fall, gibt es Punkte. Alle Rugbyregeln habe ich allerdings an diesem Abend nicht wirklich verstanden. Die „Blues“ führen lange und werden natürlich lautstark und kräftig angefeuert. Gibt es Punkte für die einheimische Mannschaft gehen Feuerraketen vom Spielrand aus in die Luft, ein Schauspiel. In der Pause geben die Cheersleader nochmals etwas Rassiges zum Besten. Aber leider hat weder der Heimvorteil noch die langbeinigen Tänzerinnen geholfen, in den letzten Minuten machen die Südafrikaner noch einige Punkte und gewinnen das Spiel. Ohje, Matt ist natürlich etwas enttäuscht. Aber mir hat der Abend Spass gemacht und ich habe doch so einige Bilder geknipst.

Morgen wird erst einmal etwas länger geschlafen und dann besuchen wir den französischen Markt „La Cigal“ im Stadtteil Parnel und wenn die Zeit reicht gehts noch nach Newmarket zum lädelen. Am Sonntag habe ich die Fähre nach Rangitoto gebucht. Es ist die Vulkaninsel, auf der der letzte Vulkan von Auckland erst vor ca. 600 Jahren ausgebrochen ist. Ich freue mich aufs Wandern und die Natur.

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