1. Schulwoche

1 Woche Schule:

Es ist schon Donnerstagabend und die Woche neigt sich ihrem Ende entgegen. Ich blicke erst auf 3 Schultage zurück und habe schon so viele Eindrücke. Der Tag beginnt immer um 9.00 Uhr Learning Center. Wir sind dort schon bestens bekannt mit unserer CH-Pünktlichkeit, die Türe zum Raum ist jedes Mal noch geschlossen, wenn wir kommen. Bis um 10.40 Uhr heisst es Selbststudium mit Begleitung von Lehrkräften, die zur Verfügung stehen. Das ist für mich etwas ganz Neues. Der Umgang mit dem Computer ist mir zum Glück vertraut, auch wenn es ein MAC ist. Ich brauche einige Zeit, bis ich mich zurechtfinde mit dem Lernen am Bildschirm. Aber unterdessen habe ich den Durchblick etwas und wende schon viele Übungen, die im Angebot stehen an. Auch das Internet ist zugänglich, so dass ich mir einiges dort suche und zusammen stelle. Anfangs erscheint es mir ziemlich fremd, dass wir im Unterricht nur mit unserem persönlichen Lehrbuch arbeiten und keinerlei Kopien bekommen. Da ist Eigenverantwortung und Disziplin gefordert.

Um 11.40 Uhr beginnt die Lektion in der Klasse. Ich bin natürlich die Grossmutter unter all den Saudis und Asiaten. Hier nehmen es nur die Asiaten und ich genau, die Saudis platzen mitten in der Lektion in den Unterricht oder kommen gar nicht. Das Klassenzimmer ist sehr spärlich ausgestattet und eng. Die Stühle stehen an schmalen Tischen, an der Front hängt ein White Board und in einer Ecke steht ein Hellraumprojektor, den niemand braucht. Die Lehrkraft sitzt, wenn wir arbeiten an einem kleinen Holztisch, nicht besonders gemütlich und anregend für eine gute Lernatmosphäre. Der Unterricht wird in unserer Klasse frontal gehalten, die Methodenvielfalt könnte grösser sein und von spielerischem Lernen auch bei Erwachsenen hat hier wohl noch kaum jemand gehört. Es fällt mir nicht ganz einfach, den Unterricht einfach so anzunehmen und das für mich heraus zu nehmen, was ich für wichtig finde. Aber ich arbeite daran. Es ist meine Verantwortung, was und wie viel ich lerne und mitnehme. Haben wir das doch in einem der ersten Seminarien meiner Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin vermittelt bekommen. Es ist eine neue Erfahrung, mich so stark mit mir und meinem Lernen zu beschäftigen. Ich mache mir auch einen Plan, was ich im Learrning Center erarbeiten möchte, sodass ich eine Struktur erhalte. Nach der ersten Woche habe ich doch schon einige Erfolge zu verzeichnen. Spricht man deutlich und etwas langsamer versteh ich schon sehr viel. Wenn dann aber Kiwis beginnen zu sprechen muss ich die Ohren ziemlich spitzen, ist doch der neuseeländische Slang sehr ungewohnt im Gegensatz zum Schulenglisch. Lesen gelingt auch schon recht gut, wenn ich Bücher in meinem Level mit nehme. Begriffe anhand von Erklärungen zu finden ist ein Ziel, dem ich immer näher komme. Mit Hilfe eines tollen Computerspieles übe ich das. Die unbekannten Worte schreibe ich auf, übersetze sie und lerne sie bis zum nächsten Tag. Zur Kontrolle spiele ich das Spiel nochmals und schaue auf die laufende Uhr auf dem Bildschirm.

Ich muss mir auch ein System aneignen, wie ich zu neuen Worten komme und diese auch speichern kann. Ein grosser Wortschatz ist das A und O. Immer wieder höre ich mich in Elterngesprächen reden und erfahre jetzt am eigenen Leib, wie es ist eine Spache zu erlernen und zu verstehen.

Die Grammatik ist wohl der harteste Brocken, an dem ich mir fast die Zähne ausbeisse. Ist es doch schon ein Weilchen her, seit ich mich bewusst und regelmässig damit beschäftigt habe. Da bewundere ich die „jungen“ Studenten, denen sofort einfällt, von welcher Form wir sprechen oder was für eine Zeit in einem Satz vorkommt. Bis ich geschaltet habe und auch noch in Deutsch verstanden habe, um was es geht sitzen schon alle hinter den Übungen. Um den Morgenunterricht zu vertiefen und zu verstehen nutze ich den Nachmittag im Learning Center. Dort stehen viele Bücher zu verschiedenen Themen zur Verfügung. Ich schlage mich oft mit den trockenen Grammatikbüchern herum und sind nicht gerade Bestseller... Um ist 12.45 Uhr ist Lunchtime. Zusammen mit Eveline und Han, der uns ein treuer Begleiter geworden ist spazieren wir in die Universität rüber und geniessen die Mittagszeit. Heute konnten wir sogar im Albert Park bei wunderbarem Sonnenschein etwas entspannen. Gegen 13.30 Uhr gehts dann wieder zurück an die Pulte. Ja und so vergeht die Zeit schnell, der Tag ist jeweils schon fast um, wenn wir mit surrendem und vollen Kopf gegen 18.00 Uhr nach Hause kommen. Und gleich geht es weiter, denn die Kinder wollen von ihrem Tag erzählen und fragen mich nach meinen Erlebnissen. Und am Tisch dann beim Znacht gibt es wieder Konversation mit Jodie und Matt. Im Moment ist das selber Sprechen noch ein rechter Kraftakt, aber es ist ja erst die erste Woche vorüber.

 

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